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Chronik

Chronik der Pleidelsheimer Schützen

Im Jahre 1960/61 kam es in Pleidelsheim zur Gründung eines Schützenvereins. Die Siegermächte hatten den Druck auf das besiegte deutsche Volk etwas gelockert. Man konnte wieder nach Spatzen schießen, wenn man eine Schusswaffe hatte. Plötzlich waren wieder Luftgewehre vorhanden und Munition dazu. Besonders die Jugend wurde rege und knallte da und dort aus der Scheune oder dem Schuppen heraus. Diese Jungschützen durfte man nicht allein lassen, sondern musste ihnen die Gelegenheit verschaffen, in geordneten "Bahnen" das Schießen zu üben. Deshalb besprach ich als ehemaliger Vorsitzender des GSV, mit Ernst Kleindrettle, ob er nicht Leiter einer Sportschützenabteilung werden möchte. Er wollte. Jetzt wurden die Kleinkaliberschützen eingeladen. Sie kamen, wurden Mitglied und halfen planen und bauen.

Die Gemeinde zahlte den Arbeitslohn für eine Schubmaschine, die die Schießbahn herrichten musste. Alle legten Hand an;

So entstand das erste neue Schützenhaus und ein Zaun um die Schießanlage; der Abteilungsleiter und ich zeigten den Schützen wie man Wasser zu der Anlage brachte: bei der Pflanzschule konnte man an die Pleidelsheimer Wasserversorgung anschließen. Schnell war das Wasserrohr in den Waldboden versenkt durch den Unteren Wald bis zum Schützenhaus.

Seither schießen unsere Schützen jährlich um einen Wander-Pokal. Ob alle Schützen Mitglieder sind, ist zweitrangig, wenn nur jeder schießen kann.


Die Sportschützenabteilung war nicht die erste im Dorf.

Am Riedbach gibt es den Flurnamen Schießmauer auf einer Schießwiese. Im 18. Jahrhundert wurde dort geübt. Weil immer wieder Feinde ins Land kamen und plünderten und brandschatzten wurden alle ledigen Pleidelsheimer zu einer Landmiliz eingezogen. Täglich fanden nun Waffenübungen statt und knallte es in den Schießwiesen gegen die Schie߭ßmauer in der Nähe des Riedbachs und am Wasenweg. Als am 14.Juli 1789 die Franzosen die Bastille - das Stadt-Gefängnis in Paris - stürmten und ihren König stürzten, kamen zuerst flüchtende Adlige aus unserem Nachbarland über den Rhein. Schließlich kamen auch die Revolutionshaufen und bedrohten die Deutschen.

Später rafften sich die deutschen Fürsten unterm Kaiser auf und bildeten eine Koalition gegen Frankreich. Auch die Österreicher gehörten zu dieser Koalition, und mit ihnen die Kroaten, die damals an Österreich angeschlossen waren. Als sie nach Württemberg kamen, hausten sie schlimmer als die Franzosen; weil die Landmiliz nicht fertig wurde mit ihnen mussten Dragoner sie vertreiben. Schließlich kam Napoleon und die Pleidelsheimer mussten mit ihm gegen Russland marschieren. Nach dem Untergang der Armeen Napoleons in Russland hatten die Pleidelsheimer vorläufig vom Schießen genug. Doch 1866 hatten wieder 26 Pleidelsheimer unsere Heimat gegen die bösen "Preußen" zu verteidigen. Sie bekamen von der Gemeinde wöchentlich einen Halben Gulden Zulage. Trotzdem verloren sie den Kampf.

1870/71 ging es gegen Frankreich, diesmal mit 54 Mann. Karl Reiher kehrte nicht zurück, er wurde vermisst. Diesmal waren die Pleidelsheimer bei den Siegern. Seit der Zeit steht vor dem Pleidelsheimer Rathaus die Marmorgruppe der Brüder Taube. Beide Grafen waren Offiziere im selben Regiment. Bei der Belagerung von Paris lagen sie bei Champignye. Die erste Kugel, traf den Jüngeren, die zweite den zu Hilfe eilenden älteren. Der damalige Württemberger König hatte einen Hofbildhauer namens Hofer. Der stellte in Carrara in Italien aus dem dortigen weißen Marmor das Drama dar. Als die Familie der Grafen Taube das Denkmal nicht wollte, stellte Hofer fest, das er aus Pleidelsheim stammte und dass dort am Ende der Hauptstraße bis heute das, wenn auch alte, doch noch immer schöne Rathaus mitten in der Straße stand und steht, so schenkte er es der Gemeinde Pleidelsheim. Aufstellung und Enthüllung 1885. Der Bildhauer Hofer wurde Ehrenbürger Pleidelsheims, auch Ehrenmitglied des nun entstandenen Kriegervereins. Vom König wurde er geadelt. Sein Vater war in der Hauptstraße 18 in Pleidelsheim geboren und war Glockengießer. Der Kriegerverein hatte gleich 46 aktive und passive Mitglieder.

Seine Ziele waren: Kameradschaftspflege, Königstreue, Pflege des vaterländischen Gedankens; Hilfe für notleidende Kameraden, Gedenken der Gefallenen durch Feiern, auch der Erfolge über den Gegner.